Du bist auch Au Pair? Lass uns Freunde sein!

Hallo zusammen,

heute gibt es mal wieder einen etwas philosophischeren Text 🙂

Ich habe mir über das Thema „Freunde“ schon öfter Gedanken gemacht und jetzt ist es an der Zeit, diese mal etwas zu ordnen und nieder zuschreiben 🙂

Grade als Au Pair ist das Thema „Freunde“ sehr wichtig – meiner Meinung nach – Es gibt extrem viele Wechsel hier, ständig kommen und gehen Leute. Als Sommer-Au Pair hat man schon eher die Chance mit den Leuten relativ zeitgleich in den Familien anzukommen. Ich bin im Januar gekommen und – trotz stärkster Woche in der CC Geschichte – habe ich mich eigentlich nur mit Sommer – Au Pairs in meiner LCC Gruppe angefreundet, was sich noch rächen sollte.

Generell hat man ja schon „Schwierigkeiten“ seine Freundschaften in Deutschland aktiv zu „betreiben“. Man ist mindestens 6.000 km voneinander getrennt – man verändert sich – man hat auf einmal andere Tagesabläufe + Zeitverschiebung. Grade hier in den USA merke ich, auf wen ich mich in Deutschland verlassen kann! Wer Verständnis für mich hat, es mir nicht übel nimmt, wenn man nach 10 Minuten Skypen aufgelegt, weil die Kinder einen brauchen. Das gleiche gilt auch für Familienmitglieder. Ob Eltern, Großeltern, Tanten, Geschwister!

Nun aber zurück zu den „Freunden“ unter all den Au Pairs.

Mir ist es eigentlich schon vor meiner Ausreise aufgefallen, wie schnell man relativ guten Kontakt zu völlig fremden aufbauen kann, nur auf der Basis, beide werden Au Pairs sein oder der eine ist schon in den USA als Au Pair. Ich habe so oft erlebt, was für vertrauliche Dinge in Whatsapp- / Facebookgruppen preisgegeben wurde, obwohl man sich noch nie! vorher gesehen hat. Generell war jeder mit jedem direkt „befreundet“ – ob bei Facebook oder sonstigen Plattformen.

Das möchte ich jetzt auch absolut nicht schlecht reden! Auch ich habe Facebook aktiv genutzt, um mich mit vielen Au Pairs auszutauschen, um mit Au Pairs, welche bereits in meiner LCC Gruppe hier waren, in Kontakt zu treten. Ohne Facebook würde dieses ganze interaktive zwischen den tausenden Au Pairs auch gar nicht funktionieren – abstreiten kann man das nicht! Doch auch darin liegt – meiner Meinung nach – wieder ein Nachteil. Es ist natürlich extrem einfach bei Facebook den „Freunde“ Button zu drücken und schon hat sich die Freudeliste von 300 auf 1000 vergrößert.

Auch in den USA angekommen, geht das „Freunde“ finden natürlich weiter, jetzt wird im Prinzip nicht mehr auf Facebook gesetzt – die Facebookgruppen explodieren vor Interaktion, jeder schreibt, jeder liket, jeder kommentiert oder fragt. Und auch hier hilft Facebook definitiv wieder weiter! Es geht praktisch schneller als googlen, was einige leider zu wörtlich nehmen. Man stellt eine Frage und meistens hat man in wenigen Minuten mehrere „vertrauenswürdige“ Antworten. Erfahrungen werden ausgetauscht, die, im Vergleich zu fragwürdigen Testberichten im Netz, Goldwert sind!

Grade als Neuling in seiner Au Pair Gruppe sucht man natürlich aktiv nach neuen Freundschaften und da liegt es nahe, dass man sich von den „Erfahrenen“ die Gegend zeigen lässt, alle Tipps aufsaugt und glücklich darüber ist! Inzwischen gehöre ich zu den „Erfahrenen“, der den Neuen die Gegend zeigt.

Wie ich vorhin schon erwähnt habe, habe ich mich im Januar „nur“ mit Sommerleuten angefreundet.. Diesen Sommer war es dann soweit. Der Sommer kam, die Countdown-Apps zeigten auf den Handys nur noch wenige Tage bis zum jeweiligen Reisemonat an, Koffer wurden gepackt und Tränen sind geflossen! Nach und nach habe ich alle meine, ich traue mich das mal nach 7 Monaten zu schreiben, wirklich Guten!! Freunde „verloren“. Da ich sowieso nicht so der: „Ich habe 20 Freunde, mit denen ich über alles reden kann“ – Typ bin, habe ich im Prinzip „nur“ mit 3 anderen Mädels oft was gemacht. Natürlich gibt es dann auch andere, mit denen man auch was macht, meistens mit anderen zusammen, aber mit den 3en war es schon was „Besonderes“. Wir haben uns alle extrem gut verstanden und immer was zu 4. gemacht. Was zum Ende hin noch intensiver wurde, obwohl es dann schon vorbei war… Und da muss ich auch ehrlich sagen – die 3 Abschiede sind mir alles andere als leicht gefallen! Doch da bestand auch zugleich der Fehler – nun stand ich da. Natürlich in Kontakt zu anderen aus der Gruppe, aber nicht mehr mit DEN FREUNDEN.

Also musste ich mir „neue“ Freunde suchen..

Und als Erfahrener liegt es ja eben nahe, den „Neulingen“ die Gegend zu zeigen! Und – ich denke, da kann mir jedes Au Pair zustimmen, beim 1. Treffen mit einem fremden Au Pair, hat man eh immer!! was zu erzählen. Grade weil einen das Au Pair sein so verbindet, spricht man halt erstmal darüber und dann über die Gegend. Gar nicht mal so sehr über private Dinge.

Ich bin jemand, der Menschen schnell einschätzt, ich würde behaupten, meistens richtig, vielleicht ist dieses Denken auch falsch, aber ich muss mich nicht 10x mit jemandem treffen um dann zu merken, ich ich glaub das harmoniert nicht so. Jeder kann beim 1. Treffen schüchtern sein, nicht so viel zu erzählen haben, aber wenn man nach 2-3 Treffen wiederholt über die selben Dinge redet, weil man immer noch nicht diese „Bande“ durchbrochen hat – dann muss man auch einfach ehrlich sein und sich sagen, ne also ich glaube mit der Person wird das einfach nichts. Vielleicht ist es anders, wenn man sich in Gruppen trifft, da sind viele ja eh nochmal anders, aber alleine treffen – führt zu nichts produktivem.

Und genau da kommen wir zum Thema:

„Muss ich mit Dir befreundet sein, weil wir Au Pairs sind?“

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass dieses denken weit verbreitet ist. Viele machen auf mich den Eindruck, dass sie zwar so tun als würden sie alles und jeden nett finden, aber eigentlich würden sie mit „So Leuten“ nie befreundet sein. Manche sind dann böse auf einen oder können es absolut nicht nachvollziehen, wenn man sich nicht mehr treffen will – aber jemandem ins Gesicht sagen: „Hey, also irgendwie finde ich dich scheiße“, macht man ja auch nicht. Doch sollte man doch schon irgendwie merken, wenn die Interesse nur noch einseitig ist, dass da irgendwie was nicht so läuft..

Es ist doch genauso wie mit den Hostfamilien. Manche regen sich total darüber auf, wie unterschiedlich die Familien und sie selber sind, dabei gibt es halt 7 Mrd. Menschen auf diesem Planeten, dass wir uns nicht alle verstehen können, sollte einem eigentlich bewusst sein. Genauso ist es einfach mit anderen Au Pairs. Ich unterhalte mich super gerne mit ganz vielen, verschiedenen, fremden Au Pairs. Ob aus der LCC Gruppe, sich so einfach mal in Boston treffen oder zum Fotografen in NYC, da finde ich es super Au Pair zu sein, was es mir einfach extrem erleichtert mit den total verschiedensten Menschen in Kontakt zu kommen.
Dennoch habe ich dann doch eher die „altmodische“ Bezeichnung für – Freunde – im Kopf. Leute, mit denen ich über echt viele Dinge reden kann, mit denen ich mich blind verstehe!

Ich möchte mit diesem Text jetzt gar nicht Facebook Freundschaften verurteilen, ganz im Gegenteil! Ich schreibe auch mit super vielen Leuten da, die ich eigentlich gar nicht „kenne“, wo es aber trotzdem super „läuft“ und man sich versteht und sogar trifft, wenn es halt möglich ist!

Ich finde es eher erstaunlich, wie gut ich völlig fremde Menschen in meinen ersten 6 Monaten kennenlernen konnte! Welche Art von Freundschaft ich hier in so einer kurzen Zeit aufbauen konnte, was ich so, in Deutschland vorher, eher nicht gehabt hätte! Damit grüße ich auch direkt Frederike, Heika und Nadja, die jetzt wieder im langweiligen Deutschland sitzen und auf mich warten 😛 😀

Inzwischen sind gut 2 Monate vergangen, seit alle 3 wieder weg sind und ich habe neue, echt lustige Menschen hier kennengelernt, die ich zu meinen „Freunden“ so langsam zählen kann. Doch das kann ich nur, weil ich einfach selektiere, was die Umgebung hier angeht. Ich treffe mich lieber mit 4-6 Leuten regelmäßig bis intensiv anstelle von 25 „Freunde“ haben, die ich dann eh nicht unter einen Hut bekomme oder die ich sowieso niemals so gut kennenlernen würde!!

Dies soll auch nur meine Sicht auf das Thema „Freundschaft“ sein und keine Kritik an Anderen, die es vielleicht einfach besser gebacken bekommen 25 Leute unter einen Hut zu bekommen 🙂

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!

Marci

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